AKTUELLES | Torsionsrisse an Baumstämmen

Torsionsrisse an Baumstämmen

Warum entstehen Torsionsrisse? Torsionsrisse entstehen meistens bei drehwüchsigen Baumstämmen. Das bedeutet, dass die Holzfasern nicht gerade nach oben wachsen, sondern leicht um den Baumstamm drehend gewachsen sind. Bei starker seitlicher Windbelastung oder Windverwirbelungen, wie sie oft bei Stürmen entstehen, wird die Krone starken Windbelastungen ausgesetzt. Wenn diese Windbelastung eine drehende Bewegung im Stamm verursacht und die Holzfasern gerade verlaufen, entstehen dabei gleichermaßen Zug- und Druckbelastungen. Es kommt zu keinen Rissen. Anders sieht es bei einem Drehwuchs aus. Wird durch die Windbelastung die Drehbewegung entgegen der Wuchsrichtung ausgeübt, kommt es in den Holzfasern zu starken Druck- aber kaum Zugbelastungen. Hierdurch können Risse im Stamm entstehen, die als Torsionsrisse bezeichnet werden. Kann der Baum Torsionsrisse wieder verschließen? Torsionsrisse sind lange aber schmale Wunden mit zwei Wundrändern. Der Baum bildet nach einem Riss von beiden Seiten ein Wundgewebe. Dieses kann wieder zusammen wachsen. Da aber nur das Wundgewebe wieder zusammen wachsen kann, der restliche Holzkörper dahinter aber nicht, ist der Widerstand durch das Holz bei der nächsten Windbelastung viel geringer. Das Wundgewebe reißt viel schneller als der erste Riss des Stammes. Auf jeden neuen Riss erfolgt ein neues Wundgewebe, auf das wieder ein Riss bei der nächsten Windbelastung folgt. Der Baum kann somit die Wunde nie wieder ganz schließen. Durch die ständige Neubildung von Wundgewebe bilden sich an Torsionsrissen oft längliche Wulste am Stamm, die den deutlichen Zuwachs an dieser Stelle durch das Wundgewebe zeigen. Durch die dauerhaft offenen Wunden können Pilze, Fäulen und Krankheiten in den Stamm eintreten und nicht sichtbare Höhlungen und Schwächungen des Stammes bilden. Sind Torsionsrisse gefährlich? Ja. Auch wenn noch keine Pilze, Fäulen und Krankheiten vorliegen, ist der Stamm bei einem gerissenen Drehwuchs bereits geschwächt. Bei einer folgenden starken Windbelastung besteht die Möglichkeit, dass der Stamm durch die Windbelastung abgedreht wird und der Baum umstürzt. Sind Pilze und Fäulen bereits in den Stamm eingedrungen, schwächen sie die Standsicherheit des Baumes zusätzlich. Was muss ich tun? Wird ein Drehwuchs am Baum, eventuell sogar mit einem Riss oder einer länglichen Wulst erkannt, sollte durch einen Sachverständigen abgeklärt werden, ob hier baumpflegerische Maßnahmen zur Sicherung des Baumes erforderlich sind, oder ob die Standsicherheit des Baumes beeinträchtigt ist.
Björn Petersen